Lungenzentrum Coswig stellt vielversprechende Studie zu chirurgischem Eingriff bei seltener Krebsart vor

Coswig, 25.04.2025: Auf dem ESMO (European Society For Medical Oncology) Sarcoma and Rare Cancer Congress im schweizerischen Lugano stellten der Facharzt Dr. med Daniel Baum und Chefarzt Prof. Dr. med. Till Plönes (beide Lungenzentrum Coswig) die vielversprechenden Ergebnisse eine der weltweit größten Studien (1) zur chirurgischen Behandlung eines speziellen Weichgewebssarkom vor. Die Studie, federführend betrieben von den beiden Thoraxspezialisten des Lungenzentrums Coswig, zeigt eine bessere Heilungs- und Überlebensrate als die medikamentöse Therapie. 


Das alveoläre Weichteilsarkom (ASPS – Aveolar soft part sarcoma) ist ein extrem selten auftretender und langsam wachsender Weichgewebstumor. Die Sarkome bilden sich zuerst meist in den Weichgeweben des Ober- und/oder des Unterschenkels sowie in den Weichteilen des Beckens, der Brust- und Bauchwand; bei Kindern unter 10 Jahren auch im Kopf- und Halsbereich (Augenhöhle, Zunge, Nacken). Das Sarkom selbst breitet sich zunächst lokal aus, im Verlauf ist eine Ausbreitung der Tumorzellen in den Blutkreislauf möglich. Die rasche Entfernung des meist symptomlosen Tumors ist entscheidend. Da dieser Primärtumor aber nicht auf die klassische Chemotherapie oder Bestrahlung anspricht und oft erst spät erkannt wird, erleiden Patient:innen (in der Regel zwischen dem 15 und 35. Lebensjahr / häufiger bei weiblichen Patientinnen) häufig eine Lungenmetastasierung – dies ist ein massiver Befall beider Lungenflügel. Auch in diesem Stadium ist eine Chemotherapie unwirksam. Eine Bestrahlung dieser Lungenmetastasen ist, nicht zuletzt aufgrund der Vielzahl der Herde in allen Lungenabschnitten, nicht mehr möglich. Bei den Studienteilnehmer:innen fanden sich im Durchschnitt 89 Metastasen (Spanne: 27 – 249) in den Lungen.


„Unser Ansatz war daher, diese Patient:innen zu operieren und zu versuchen, möglichst alle Herde zu entfernen. Operationen dieser Art sind hochkomplex, es gibt nur sehr wenige Zentren weltweit, die eine Operation für die Betroffenen anbieten können. Durch die Pionierarbeit von Prof. Rolle (ehemaliger Chefarzt des Lungenzentrums, jetzt im Ruhestand), der die lasergestützte Metastasenchirurgie mit entwickelt hat, kann das Fachkrankenhaus Coswig auf eine enorme Expertise zurückgreifen. Unter anderem dadurch haben wir viel Erfahrung in der lasergestützten Metastasenchirurgie und konnten den Patient:innen somit eine gewebeschonende operative Entfernung sämtlicher sicht- und tastbarer Metastasen anbieten. Das war bis etwa 2012 der einzige Therapieansatz für diese Patient:innen. Bildeten sich neue Lungenmetastasen konnten wir die Betroffenen auch erneut operieren. In der Regel funktioniert das mit guten Ergebnissen bei jungen Menschen,“ erklärt Dr. med. Daniel Baum, Thoraxchirurg am Lungenzentrum Coswig und einer der Autoren der Studie. „Nach 2012 wurden neuartige Krebsmedikamente zugelassen, die auch diesen Patient:innen eine Behandlungsoption versprachen. Es ist uns gelungen, einige unserer Patient:innen, aus einer Zeit ohne sinnvolle medikamentöse Therapie das Überleben bis zur Zulassung der neuartigen Krebsmedikamente zu sichern und ihnen damit weitere Therapieoptionen zu ermöglichen."


"Schaut man sich jedoch die Ergebnisse nach der Therapie mit diesen Medikamenten an, so sind diese nicht besonders überzeugend, da weniger als 10 % der Betroffenen eine Komplettremission (2) erreichen, bei 30 – 40 % erzielt man keine Wirkung. Einige wenige Patient:innen sterben sogar im Beobachtungszeitraum an den Nebenwirkungen der Therapie. Der Vorteil der chirurgischen Therapie ist, dass sich unserer Überzeugung nach damit deutlich längere Überlebenszeiten erreichen lassen, als mit der medikamentösen Therapie. Wir können, und das zeigt unsere Studie, die Operationen sicher mit nur wenigen Komplikationen durchführen,“ resümiert Dr. Baum.


„Um die Studienergebnisse zu verbreitern und weiter zu validieren, werden wir diese Studie publizieren. Dafür versuchen wir Daten von vergleichbaren Patient:innen (ASPS-Patient:innen mit Lungenmetastasen) aus anderen Zentren zu gewinnen, die nicht operiert wurden. Auf diese Weise könnten wir statistisch einen Überlebensvorteil unserer operierten Patient:innen nachweisen. Falls sich dies bestätigt, wäre unser Ansatz, die Patient:innen, bei denen die aktuelle Therapie wirkungslos ist oder wirkungslos geworden ist, zu operieren. Gegebenenfalls kann auch direkt die Operation mit der medikamentösen Therapie kombiniert werden, um mehr Betroffene zu heilen, bzw. ihnen ein deutlich längeres Überleben mit einer höheren Lebensqualität zu ermöglichen. Bei unseren Patient:innen liegt die Fünf-Jahres-Überlebensrate bei 77 % und das durchschnittliche Gesamtüberleben beträgt 9,9 Jahre. 17 % sind Langzeitüberlebende. Diese Ergebnisse unterstreichen die potenziellen Vorteile eines chirurgischen Eingriffs bei dieser schwierigen Erkrankung.“ zeigt Professor Dr. med. Till Plönes, Chefarzt am Lungenzentrum Coswig, das weitere Vorgehen auf, um die Behandlung und Überlebensrate für Erkrankte zu verbessern.

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(1) HIGH-INTENSITY PULMONARY METASTASECTOMY PROLONGS SURVIVAL WITH LOW PERIOPERATIVE MORBIDITY IN ULTRA-RARE ALVEOLAR SOFT PART SARCOMA – Dr. med. D. Baum, Dr. med. A. Rolle, Prof. Dr. med. T. Plönes alle Lungenzentrum Coswig mit Fokus Thoraxchirurgie. Dr. med. J. Pérez-Valencia (Biologe und Wissenschaftler) und Dr. med. S. Richter (Oberarzt mit Schwerpunkt Sarkome) beide Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden.

(2) Komplettremission: vollständiger Rückgang des Tumors. Diagnostisch nicht mehr nachweisbar.

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Über das Lungenzentrum Coswig

Das Lungenzentrum Coswig ist ein Unternehmen im Recura Verbund. Das Lungenzentrum Coswig ist eine der größten und renommiertesten deutschen Kliniken für Pneumologie, Thoraxchirurgie, Anästhesiologie und Intensivmedizin. Es verfügt über eine umfassende Expertise in der Behandlung von Erkrankungen der Bronchien und der Lunge. Die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. empfiehlt das Lungenzentrum Coswig als Lungenkrebszentrum und hat es entsprechend zertifiziert. Das Lungenzentrum ist von Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. als Weaningzentrum anerkannt. Darüber hinaus ist es ein durch die Deutsche Gesellschaft für Thoraxchirurgie zertifiziertes Kompetenzzentrum für Thoraxchirurgie.

Das Lungenzentrum Coswig behandelt jedes Jahr rund 7.000 Patient:innen. In Kooperation mit dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden bildet das Lungenzentrum Coswig das Ostdeutsche Lungenzentrum (ODLZ). Das ODLZ ist die spitzenmedizinische Anlaufstelle für Lungenkrebspatient:innen in Sachsen und Ostdeutschland insgesamt. 

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